Giorgio Agamben An welchem Punkt stehen wir?

Die Epidemie als Politik

Aus dem Italienischen von Federica Romanini

Cover Die Bedrohung durch das Covid-19-Virus wird uns nicht nur als globaler Gesundheitsnotstand in Erinnerung bleiben, sondern auch als Verschärfung der bestehenden demokratischen und staatspolitischen Krisen.

Im Namen der öffentlichen Gesundheit hat sich in vielen Ländern ein Regierungsstil durchgesetzt, dessen Angelpunkt der Erlass von Notverordnungen von zweifelhafter verfassungsmäßiger Richtigkeit war. Der Ausnahmezustand ist zum Normalzustand geworden. Einer der Ersten, der gegen diese Entwicklung seine Stimme erhob, war der heute bedeutendste Theoretiker der Staatskrisen, Giorgio Agamben.

Seine anfängliche Empörung geht im Verlauf seiner Wort­mel­dungen, die hier nachzulesen sind, in die tiefere Analyse der neuen politischen Konstellation der »Biosicherheit« über: eine Verbindung des juristisch-politischen Dispositivs des Ausnahmenzustands mit der Wissenschaft, insbesondere einer sakralisierten Medizin, und den digitalen Technologien.

Auch wenn dieser Ausnahmezustand irgendwann wieder vorbeigehen mag, bleibt die beängstigende Evidenz, dass eine Gesellschaft, die im ständigen Ausnahme­zustand lebt, keine freie Gesellschaft sein kann. Was auf dem Spiel steht, ist nicht weniger als die Abschaffung des öffentlichen Raums, der persönlichen Beziehungen, der Versammlungs­freiheit, der religiösen Freiheiten und noch mehr. Nichts weniger als das hat Agamben vorausgesehen.

Biographisches:
Giorgio Agamben zählt zu den bedeutendsten Denkern der Gegenwart. Jurist und Philosoph, sein Werk bewegt sich zwischen Philosophie, Recht und Politik und ist in viele Sprachen übersetzt. Die breite und bis heute anhaltende Rezeption seines Denkens im deutschsprachigen Raum geht auf das Erscheinen ab 2002 der ersten Ausgaben des mehrbändigen Projekts Homo Sacer zurück. Giorgio Agamben lehrt heute Ästhetik an der Universität IUAV in Venedig, an der European Graduate School in Saas-Fee und am Collège International de Philosophie in Paris.
Federica Romanini studierte Philosophie in Triest und lebt als Übersetzerin für Deutsch, Italienisch und Englisch in Wien.
René Scheu, geb. 1974, hat an der Universität Zürich promoviert und ist leitender Redakteur des Feuilleton-Teils der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).
A che punto siamo? L’epidemia come politica erschien bei Quodlibet, Macerata 2020
( Buchdetails . . . )
ISBN 978-3-85132-996-4
12 x 20  , 155 S., € 16,-
Erstauflage: 2021
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EAN: 9783851329964
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