Das Unbehagen am etwas pathetischen »Ich liebe dich« ist dasselbe wie etwa am Wort »Beziehung«: In der westlichen Welt ist der Liebesmarkt schreiend genug, um wesentliche Aspekte der Liebe, wie sie sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben, zu übertönen.
François Jullien setzt seinen Begriff der »Intimität« dem der Liebe gegenüber und forciert die Idee einer zweiten, anderen Liebe, sogar eines zweiten, anderen Lebens, eines »seconde vie«, das in der Ablösung von den oktroyierten Wichtigkeiten und Besorgnissen des bisherigen Lebens entstehen kann. Aus einer »De-Koinzidenz« zum bisherigen Leben heraus entstehen Möglichkeiten, das »Un-Erhörte« wahrzunehmen.
Julliens Theorien wurden in ihren einzelnen Ausarbeitungen in viele Sprachen übersetzt. Ihre Verbindung dieser Stränge in diesem Bändchen macht den Grundzug und den inneren Zusammenhang des Jullien’schen Denkens erkennbar.
Erwin Landrichter iist Übersetzer in Wien und Maria Laach am Jauerling.