Politisch ist Edgar Morin - nach seinem Engagement in der Résistance, in der Dritten Welt und, nach dem Krieg, gegen den Stalinismus (in der Bewegung »Socialisme ou barbarie«) - heute als Verfechter der Europa-Idee bekannt, die er in aller Widersprüchlichkeit und Brüchigkeit gegen ein Europa der Wirtschaft festhalten will: In der Vielfalt der europäischen Denkgeschichte liegt das Potenzial einer »zweiten Renaissance« und einer weltweiten Kultur der Differenz.
Die »Komplexität« ist auch sein Grundbegriff als Philosoph und Wissenschaftler. Morin war Direktor des »Centre national de la recherche scientifique« (CNRS). Im ersten Band seines sechsbändigen Grundlagen-Werkes über die Methode geht er epistemologischen und logischen Fragen der Organisation und Komplexität des naturwissenschaftlichen Wissens nach: »Ich liefere keine Methode, ich beginne mit der Erforschung der Methode. Ich beginne … in vollem Bewusstsein mit der Verweigerung der Vereinfachung.« Ziel ist die Öffnung der Wissenschaften für ethische und soziale Fragen, für ihre »anthropo-soziale« Dimension.
Wolfgang Hofkirchner, ao.Univ.Prof. für Technology Assessment der TU Wien, 2004-2010 Univ.Prof. für Internet and Society an der Universität Salzburg, Leiter des Bertalanffy Center for Studies in Systems Science in Wien.
Rainer E. Zimmermann, Professor fuer Philosophie an der Fakultaet Studium Generale der Hochschule Muenchen und Life Member von Clare Hall, Cambridge (UK), zudem Vorsitzender des Vorstands und Wissenschaftlicher Direktor des Muenchener Instituts fuer Design Science e.V.