Der Sexappeal des Anorganischen
Aus dem Ital. von Nicole Finsinger
So kündigt sich der Übergang an von einer organischen, orgiastischen, auf dem Geschlechtsunterschied gegründeten Sexualität zu einer neutralen, anorganischen, künstlichen Sexualität. Von einer Sexualität, die von Begierde und Genuss geleitet wird, zu einer Sexualität, die in einer abstrakten und unendlichen Erregung verbleibt, immer verfügbar ist, und die der Schönheit, dem Alter und allgemein den Formen keine Beachtung mehr schenkt.
Mario Perniola denkt über diese neue Art des sexuellen Empfindens und ihre Affinitäten und Differenzen zu den Perversionen – Sadismus, Masochismus, Fetischismus und Nekrophilie – nach. Der Sex-Appeal des Anorganischen stellt sich für Perniola als Endpunkt einer Reflexion über den Begriff des Dinges dar, welche die moderne Philosophie seit Descartes und Kant bis zu Heidegger und Wittgenstein beschäftigt hat.