Die Distanz bewohnen
Aus dem Ital. von René Scheu
Wir bedürfen eines Ortes, eines Hauses, in dem wir »sein« können, aber sogleich, auf der Suche nach einem solchen Ort, entdecken wir das Draußen, das Distante. In der Tradition des »Schwachen Denkens« (il pensiero debole), das Rovatti zusammen mit Vattimo in den 80er Jahren entwickelte, zeigt Rovatti eine paradoxe »condition« auf: Wir können nicht nur in uns selber verharren, aber wir können ebensowenig nur draußen und im Anderen leben. Auch Rovattis Buch konsultiert die Anderen, die zeitgenössische Philosophie, zumal die Phänomenologie, Heidegger, Derrida, Lacan und vor allem diese beiden letzteren. Rovatti erweist sich somit selbst als Bewohner der Distanz: Das Bewohnen der Distanz kann auch ein Hospitieren der Schrift sein, das sich deren eigener Verantwortlichkeit annimmt.