Andreas Mayer Franz Schubert – Eine historische Phantasie

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Im Jahr 1997 jährte sich der Geburtstag Franz Schuberts zum zweihundertsten Mal. Zu diesem Anlass zur organisierten Verehrung wurde ein Komponist geehrt, dessen Größe noch Jahrzehnte nach seinem Tod keineswegs feststand. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stand Schubert im Schatten des »männlichen Meisters« Beethoven und wurde so in ein Ableitungsverhältnis gestellt, das seine Musik regional begrenzte und mit »weiblich-passiven« Attributen versah. 1928, hundert Jahre nach seinem Tod, war Schubert bereits zum deutschen Kulturhelden aufgerückt und figurierte als Symbol der größten deutschnationalen Anschlusskundgebung, die die Erste Republik Österreich erleben sollte. Wie hat sich Schuberts musikhistorische Größe in diesen hundert Jahren herausgebildet und in welchen »Formen der Beschwörung« hat sie sich materialisiert? Diese Frage steht im Zentrum von Mayers rezeptionsgeschichtlicher Untersuchung, die die Wertbildungsprozesse analysiert, in denen das Schubert als »großes Individuum« erst phantasiert werden konnte. Die »historische Phantasie« bezeichnet dabei jene einmalige Konfiguration von Themen, die im Namen Schuberts zusammenlaufen: Bezüge zum Tod, zur Sexualität und zum nationalen Gedächtnis.

»... eine der ersten Studien überhaupt zur Rezeptionsgeschichte von Schubert, die im Gegensatz zu Bach, Mozart und Beethoven bis zum Erscheinen von Mayers Historischer Phantasie eine Leerstelle in der Schubert-Forschung war. Auf höchstem wissenschaftlichen und methodologisch innovativem Niveau setzt sich der Autor mit dem Rezeptionsphänomen Schubert auseinander und löst damit das gesetzte Ziel, die ›spezifischen historischen Konfigurationen‹ aufzudecken, welche leitmotivartig die Geschichte Schuberts bilden, überzeugend ein, indem er sich dem Bild des Komponisten als Konstruktion nähert. ... Mayers Studie bietet ... eine detaillierte Analyse der hochkomplexen Praktiken, deren sich die Formen der Beschwörung bedienen und an deren Kulminationspunkt ein durch nationale, konservative und ökonomische Kräfte geschaffenes Bild von Schubert als Sinnbild des Österreichischen aufscheint.«
- Antonio Baldassarre, in: Schubert-Perspektiven (2001)

Biographisches:
Andreas Mayer, Studium der Soziologie, Wissenschaftsgeschichte und Musikwissenschaft in Wien, Cambridge und Paris, Promotion an der Universität Bielefeld, arbeitet zur Zeit am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.
( Buchdetails . . . )
ISBN 978-3-85132-153-1
12 x 20  , ca. 144 S., € 15,-
Erstauflage: 1997
Paperback mit Klappen Vergriffen. EAN: 9783851321531